Einsamkeit im Herbst: Verstehen, annehmen und durchbrechen
Einsamkeit scheint das dominierende Gefühl im Herbst zu sein. Immer wieder gibt es Momente, Tagesabschnitte oder auch ganze Tage, die von diesem Gefühl dominiert werden. Sei es, dass sich Melancholie angesichts des beendeten Sommers und der allseits sich zur Winterruhe legenden Natur Bahn bricht, sei es, dass grundsätzliche Gedanken zum Sinn und Unsinn des eigenen Lebens aufkommen – Einsamkeit ist oft mit im Gepäck.
Es ist wichtig zu wissen, dass dies kein individuelles Gefühl ist, niemand ist damit allein und damit ist man dann auch in dem Gefühl von Einsamkeit eben wieder nicht einsam, sondern befindet sich in großer Gesellschaft.
Leider bringt es die Einsamkeit mit sich, dass man sich so allein gelassen fühlt, dass man meint, niemanden damit behelligen zu können. Das ist ein Trugschluss, dem man nicht folgen darf, denn natürlich darf man seine Mitmenschen damit behelligen, das sollte man sogar, so kann man sie in Schach halten.
Das heißt nicht, dass man fortan die Verantwortung für die persönliche Unterhaltung an seine Mitmenschen abgibt, nein, die hat man schon weiterhin. Aber man darf durchaus anrufen/schreiben/whatsappen/sagen, dass man sich heute irgendwie doof einsam fühlt und sich deshalb jetzt mal meldet und auf ein bisschen menschliche Gesellschaft hofft.
In der Regel verschwinden diese Tiefs dann schnell. Anders ist der Fall gelagert, wenn sie langfristig anhalten und das Gefühl sich dauerhaft eingenistet zu haben scheint. Dann ist auch hier der erste Schritt wieder, dies zu formulieren, wem auch immer gegenüber. Günstigstenfalls einer Person gegenüber, die adäquater Gesprächspartner ist und mit deren Hilfe man sich der Frage nähern kann, ob da vielleicht mal eine Extraportion Vitamin D vom Arzt verschrieben werden sollte oder ob da andere Ursachen hinterstecken.
Woher kommt die Einsamkeit? Fühlt sich da jemand zweisam einsam? Was eine sehr traurige und unangenehme Steigerung von Einsamkeit darstellt. Oder ist das ein zugrundeliegendes Lebensgefühl, mit dem der Umgang gelernt werden muss wie mit einem schlecht zusammengewachsenen Knochen? Finden sich Anklänge von Depression? Spielen die Hormone oder die Schilddrüse verrückt, sprich, muss da mal ein Arzt genauer hinschauen?
Einsamkeit ist Teil des Lebens, teil des Lebensgefühls. Sie lehrt uns Dankbarkeit für Freunde und Familie, für Menschen, die für einen da sind, bei denen man auch nachts um zwei ungekämmt und ungewaschen, aber mit einer Ladung von Problemen unangekündigt auf der Matte stehen kann. In der Regel braucht man diesen Sonderservice nicht in Anspruch zu nehmen, aber es ist gut zu wissen, dass man das könnte. Und das hin und wieder mal zu bedenken, ist wichtig – das macht Einsamkeit in kleinen Dosen.
Einsamkeit in Dauerschleife macht krank und kann nicht alleine gezähmt werden. Da braucht es Hilfe von Freunden, Familie und gegebenenfalls sogar weitere Hilfen. In beiden Fällen hilft reden, sich mitteilen, auf keinen Fall sollte hier dem gemeinen Trugbild der Einsamkeit Glauben geschenkt werden, man sei allein auf der Welt und es lohne sich ohnehin nicht, irgendwen mit seinem Gefühl zu belästigen – schließlich sei man ja allein. Dieser Teufelskreis gehört durchbrochen, vielleicht sogar mit einem guten Gespräch während eines Spaziergangs durch den sich in die Winterruhe verabschiedenden Wald.
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